Skischule Langenfeld

 

Als es in Langenfeld noch schneereiche Winter gab, schlug die Stunde des Vereinsmitglieds Zweigel. Als Volksschullehrer begeisterte er Ende 1952 zunächst die Schüler des Dorfes und dann auch die Erwachsenen für die weiße Pracht. Angespornt durch die rege Teilnahme war er die treibende Kraft zur Gründung einer Skischule in Langenfeld.

Die feierliche Eröffnung fand am 15.01.1953 statt.Auszug aus der Gemeinde- und Schulchronik: „Bei herrlichem Winterwetter wurde heute in unserer Gemeinde durch Lehrer K. Zweigel die Skischule eröffnet. Der Ortsbürgermeister H. A. Bell begrüßte 45 junge und alte Skifahrer sowie zahlreiche Gäste. Nach einer kurzen Einführung durch Lehrer Zweigel in die Aufgaben der Skischule Langenfeld ging es mit Ski ins Gelände, wo sofort ein munteres Treiben begann. Vielleicht bedeutet die Gründung der Skischule in unserem Orte den Grundstock zu einer Entwicklung auf weite Sicht.“

Angeboten wurden Lehrgänge für jung und alt. Durch Wanderungen und Geländefahrten sollte den Teilnehmern die Schönheit der Eifellandschaft erschlossen werden. In Mayen wurden sogar Prospekte ausgelegt. Die Bundespost unterstützte den Langenfelder Skisport durch Sonderfahrten, damit Interessierte aus Mayen viermal in der Woche an den Lehrgängen teilnehmen konnten.

Mit der Skiherstellung wurde der Langenfelder Schreiner beauftragt, der aus einem langen Stück Holz versuchte ein schnelles Brett zu fertigen. Da aber einige auch für diese günstige Produktionsmethode nicht das nötige Kleingeld hatten, sah man vereinzelt Langenfelder Kinder neidisch um die Schreinerei und die dort stehenden Ski schleichen. Hartnäckige sollen dabei erfolgreich gewesen sein, denn der Meister erbarmte sich hin und wieder und sprach: „Alfons, nau höll dat Stök Holz on mach dem Hubert eh pohr Schi, sos schleischt der noch de jansse Woch hei römm.“ Der Lehrling gehorchte und so kamen alle zu den begehrten Brettern. Anschließend brauchte man nur noch jemanden, der einem einen Riemen fachmännisch als Fußhalterung festnagelte und Herr Zweigel freute sich über einen neuen Lehrgangsteilnehmer.

Bereits einen Monat nach Gründung erreichte die Skischule, dass mit Unterstützung des Landesskiverbandes Rheinland-Pfalz und unter Schirmherrschaft des damaligen Landrates Dr. Kohns, Skiwettkämpfe durchgeführt werden konnten. Neben Langlauf, Abfahrtslauf und Torlauf mussten sich die Teilnehmer auch beim Sprunglauf messen. Hierzu war eine Schanze erforderlich, die Sprünge bis zu zwanzig Metern zulassen sollte.

Mit der Errichtung der Schanze kann auch erstmals die Verbindung zum damaligen Sportverein geknüpft werden. Der Sportverein beantragte Holz für den Bau eines Sprunghügels, dass daraufhin auch von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Die Schanze konnte zur Freude der Springer gebaut werden.

Unter Leitung von Herrn Zweigel und ärztlicher Überwachung durch Herrn Dr. Hubert Krupp fiel der Startschuss zu einem Event, der bis dahin in Langenfeld einzigartig war.

Am Samstag, dem 14.02.1953 wurde der monatliche Schulwandertag geopfert und als Auftakt in das Skiwochenende ein Schülerskiwettkampf veranstaltet. Benachbarte Schulen entsandten ihre besten Sportler zum Leistungsvergleich. So stapften 7 Jammelshofener Jungs über die Höhen des Selbachs, Schüler aus Acht und Siebenbach bahnten sich durch den Schnee einen Weg um an der Veranstaltung teilzunehmen. Nicht nur Ehrenurkunden für die Erstplazierten und nützliche Dinge (z. B. Skiwachs, Riemen ...) für die Zweitplazierten erwarteten die Schüler als Belohnung für ihre Leistungen. Alle auswärtigen Aktiven erhielten mittags einen Teller Kartoffelsuppe und nachmittags eine Schnitte Wurstbrot.

Einen Tag später waren dann die Erwachsenen und Jugendlichen dran. Aus Mayen, Kürrenberg, Jammelshofen, Volkesfeld, Thür und vielen anderen Orten strömten die Aktiven und Zuschauer zum damaligen St. Moritz der Eifel. Nach Meldung beim Wettkampfbüro in der Schule ging es auf dem schnellsten Weg zur Piste auf dem Gelände „Auf Rotseifen“. Der Hang bekam den letzten Schliff durch Festtrampeln der Schneedecke und die Wettkämpfe konnten beginnen. Auch für die Schüler wurde wieder eine Wettkampfklasse eingerichtet.

Ein Artikel der Rheinzeitung fasst das wohl größte Langenfelder Sportereignis der 50er Jahre zusammen: Bei reger Teilnahme, gute Ergebnisse, Skiwettkämpfe in Langenfeld, ein voller Erfolg – Zusammenarbeit Gemeinde-Behörden-Lehrerschaft. Herrliches Winterwetter vereinigte die Skifahrer von nah und fern zu den von der Skischule unter der Leitung von Lehrer Zweigel in Langenfeld veranstalteten Skiwettkämpfen. Dank der Zusammenarbeit mit der Gemeinde, mit den Behörden und mit der Lehrerschaft klappte die Organisation einwandfrei. Die Teilnahme war überraschend rege und die Ergebnisse waren sehr gut. Zuerst wurde die neue Sprungschanze durch Pater Kraus eingesegnet. Nach den Wettkämpfen fand die Siegerehrung statt. In Vertretung des Schirmherrn, Landrats Dr. Kohns, gab der Kreisdeputierte, Bankdirektor Schröder, Mayen, in einer Ansprache seiner Freude über das vorzügliche Gelingen der Veranstaltung Ausdruck und stellte der Skischule Langenfeld die Förderung des Kreises auch für die Zukunft in Aussicht. Den Abschluß bildete ein „Skikarneval“ zugunsten der Hollandhilfe.

Je Wettkampf mussten die Teilnehmer ein Nenngeld von 50 Pfennig bezahlen. Der Sieger der nordischen Kombination erhielt den „Wanderpokal der Skischule Langenfeld“. Am 17.02.1953 endete der Event mit einem Skikarneval, bei dem kostümierte Jecken mit der Blasmusik durchs Dorf zogen um anschließend in ihren Kostümen die Pisten unsicher zu machen. Der Erlös i.H.v. 41 DM wurde für die Sturmflutgeschädigten in Holland gespendet.

Die Rheinzeitung führte die Bestplazierten aller Wettkämpfe und Altersklassen in ihrem Artikel auf. Die Namen und Ergebnisse wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, denn nicht nur Langenfelder werden überrascht sein sich selbst, Mama, Papa, Opa, Oma oder andere Verwandte und Freunde in den Siegerlisten zu sehen. Auch viele auswärtige Sportler errangen Podestplätze. Die Ergebnisse sind nach diesem Artikel aufgeführt. Die 1. Langenfelder Skiwettkämpfe waren nunmehr vorbei. Was weiter geschah lässt sich nicht mehr detailliert nachvollziehen. Leider sind für die Folgezeit keine Unterlagen über die Skischule Langenfeld auffindbar, die weitere Aktivitäten beschreiben. In den Unterlagen der Gründungszeit des TuS Langenfeld befindet sich nur noch ein Schriftstück, dass die Existenz der Abteilung Ski bestätigt. Vermutlich schliefen bereits im Folgewinter die Aktivitäten der Skischule langsam ein. Dies steht sicherlich in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Versetzung von Herrn Zweigel zu einer anderen Schule. Vielleicht fiel aber auch im folgenden Winter zu wenig Schnee oder das Interesse war einfach nicht mehr da.

Geblieben waren nur noch die Erinnerungen an schöne Tage. Und so manches Mal in den Folgejahren, wenn der Schnee es mit den Sportlern gut meinte, wurden wieder rund um Langenfeld die Hügel mit Holzbrettern unsicher gemacht. Sprunghügel wurden gebaut, Abfahrts- und Torläufe wiederholt. Ob Teilnehmer oder nur Zuschauer, wenn wieder gerutscht und gesprungen wurde, erinnerte man sich zurück an die sogenannte „Winterolympiade“ in Langenfeld.

Herr Zweigel konnte sich seinen Enthusiasmus bewahren und gründete nach seiner Versetzung im neuen Wohnort einen Sportverein. In Zeitungsberichten konnte man lesen, dass er noch lange aktiv war und so im hohen Alter von ca. 80 Jahren und mit einem Fahrrad älteren Modells die Strecken der Tour de France nachfuhr.